Die ersten Tage in meinem e46 waren schon eine Zumutung. Während mein altes Auto innen gepflegt war und beinahe aussah wie neu, war mein Neuer aussen hui, innen pfui.
Ein Schandfleck besonderer Art waren die Sitze: ausgebleicht, mit Zigarettenglut mißhandelt und als besonderes Feature, durchgescheuerter Bezug am Fahrersitz. Darüberhinaus waren sie mit einem ganz besonders geschmackvollem Stoff bezogen.
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Da die gesamte Renovierung des Innenraumes nicht mehr als 500 € kosten sollte, kamen maßgefertigte Sitzbezüge wie z.B von Seat- Styler nicht in Frage. Bei ebay fand ich dann Kunstlederbezüge, die farblich gut in das geplante Geasamtdesign passten und nach Angaben des Herstellers aus hochwertigem Material gefertigt sind. Kostenpunkt 49,99€ plus 18.90€ Auslandsporto waren auch preislich im Rahmen. Also kurz bestellt und eine Woche gewartet (Auslandsversand), dann waren sie da.
Material der Sitzflächen war auch nicht schlecht. Es nennt sich skai® und wird auch verwendet (Zitat) um hochwertige Polsterbezüge für anspruchsvolle Objekt- und Außenanwendungen, wie Boote und Yachten, für den rauen Alltag fit zu machen. Wir werden sehen.
Eher enttäuschend waren die Rückseiten der Vordersitze, bzw. alles, was nicht zur Sitzfläche gehört. Ein etwas dickeres Nylongewebe - eher was für Damenstrumpffetischisten. Na ja, wenn sie passen, soll’s okay sein. Der Beifahrersitz war schnell übergezogen, das Ergebnis mehr als „na ja“.
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Sitzflachen passten nur ungefähr und an an den oberen Ecken der Rückenlehne sah es ungefähr so aus. An den Bezügen für die Rücksitzbank sah es nicht besser aus.
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Das schlimmste war jedoch, daß schon beim ersten Aufziehen, einige Nähte aufgingen
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Also Telefon , Firma anrufen und erstmal beschweren. War auch gleich jemand dran, der mir nach kurzem Verhandeln 50% Nachlass oder Rücknahme angeboten hat. Darüberhinaus hat er mir versichert, daß dies nur eine Ausnahme sein kann, da sie doch 8000 Bezüge im Jahr verkaufen – however.
Wir kamen dann überein, daß ich einen Sattler fragen müßte, ob die Bezüge noch umzuarbeiten seien – dann würde ich mich entscheiden. Da ich in Spanien wohne, und hier die Arbeitslöhne viel niedriger sind, als in Deutschland, habe ich mich dann doch für den Preisnachlaß entschieden.
Wäre ich in Deutschland, hätte ich sie wahrscheinlich zurückgeschickt, außer man kann sie selbst nachnähen und anpassen oder hat jemanden, der das günstig macht. So ganz nebenbei:
Kunstleder kann man mit einer normalen Nähmaschine nähen, wenn’s nicht gerade das Billigmodel aus dem Discounter ist. Einfach mal unter „Kunstleder nähen“ googeln. Schlaumachen lohnt sich.
Das Problem ist mit den spanischen Handwerkern ist, daß man ihnen haarklein erklären muß, wie das Ergebnis ihrer Arbeit auszusehen hat. Sonst murksen sie dir was zusammen. Das bedingt aber auch, daß man selbst wissen muß, was machbar ist und was nicht. Recherchen im Internet waren wenig hilfreich, speziell was die Vordersitze anbelangte. Hier gibt es scheint’s zu viele verschiedene Modelle und Konstruktionen.
Die Rückplatte aus grauem Kunststoff wollte ich schon integriert haben. Das Ganze sah ursprünglich so aus.
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Durch bloßes Anschauen läßt sich der Aufbau des Sitzes kaum entschlüsseln.
Ich fand ich heraus, daß diese zwei Nieten an der Unterseite der Rückenlehne entfernt werden müssen. Die herauszuziehen kann man vergessen, entweder sie reissen ab oder sie sitzen nur fest.
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Das höchste der Gefühle war, sie etwas 3mm herauszuziehen und dann die Köpfe abzuschneiden. Danach kann man den Bezug unten aufklappen und und, oh Wunder, heraus kommt eine Falzschiene aus Kunststoff, die mit dem Stoff vernäht ist. Das Ganze sieht so aus.
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Hier sieht man noch, daß die Rückplatte mit einem Hartschaumelement vernietet ist, die so ohne Weiteres nicht entfernt werden kann. Wenigstens kann die Falzschiene abgetrennt, und wiederverwendet werden. Sie läßt sich ohne viel Mühe mit dünner Holzleiste und Gummihammer wieder in die Ritze einführen.
Jetzt war die weitere Vorgehendsweise klar:
- Falzschiene abtrennen.
- alten Stoffbezug ca. 3cm abschneiden und unter das Hartschaumteil schieben.
- Nylon von den Schonbezügen abtrennen
- Sitzflächen exakt zuschneiden und mit entsprechenden Rändern aus skai® versehen
- Falzschiene an die neuen Bezüge annähnen.
Und hier das Ergebnis:
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Vielleicht nicht zu Vegleichen mit eine Lederausstattung oder den pefekt sitzenden Bezügen von Seat-Styler, aber eine peiswerte Altenative.Das ganze hat mich jetzt 130.- € gekostet. Wer selbst im Nähen fit ist oder einen solchen zur Hand hat, kommt mit erheblich weniger aus, zumal, wie schon gesagt, das Material mit einer nomalen Nähmaschine zu nähen ist. Die Falzschine muß dann halt von Hand angenäht weden.
Viel Spaß beim Nachmachen