E46 Limousine Baujahr 2002 Drift Fahrzeug

  • Hallo Freunde,


    mein Name ist Justin und ich bin Teil eines Drift Teams namens SkunkWorX DriftForce.

    Ich wollte hier einfach mal ein paar Bilder reinstellen von unserem Fahrzeug, weil es immerhin ein E46 ist und ein bisschen was dazu sagen.

    Nachdem ich mit meinem Bruder schon Jahrelang als Drift Helferlein unterwegs war, und er seinen Straßen GT86 mit V8 Marke Selbstumbau gedriftet ist, haben wir uns irgendwann mal die dumme Idee in den Kopf gesetzt, dass so ein Driftteam doch eine interessante Sache wäre.


    Kurze Nebenwerbung: Den GT86 Umbau von ihm gibts bei JP auf Youtube:

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    Irgendwann hatten wir dann eine gewisse Truppe zusammen, und haben angefangen im Kopf rumzuspinnen, wie es denn jetzt im Endeffekt werden könnte. Dann kam auf einmal der Anruf eines Kollegen meines Bruders, er hätte einen MX5 für 800€ gefunden, ganz in unserer Nähe, den wir uns mitnehmen könnten.

    MX5.jpg

    Naja, wir direkt hin gefahren, war um die Ecke, das Auto angeschaut und dann Nägel mit Köpfen gemacht. Jetzt fragt ihr euch, wie aus einem MX5 ein E46 wird. Tja, was soll ich sagen. Leben. Die (wirklich sehr netten) Jungs und Mädels hatten uns drauf hingewiesen, das noch was am Auto umgebaut werden soll. (Man wollte das FK Fahrwerk raus holen und gegen OEM tauschen. Für mich schon etwas unverständlich bei einem 250€ Fahrwerk, aber okay.) Außerdem müsse das nicht mit der eigentlichen Besitzerin geklärt werden, da die selbst an dem Tag nicht da war.


    Es nahm dann seinen Lauf und irgendwie war der Kontakt weg. Unser Kollege, der die Sache aufgetan hatte, hatte sich dann aber wohl auch nicht so ganz intensiv bemüht. Jedenfalls kam lang nix, dann fehlten Papiere, und naja, dann hat mein Bruder irgendwann gesagt, jetzt oder nie. Entweder wir bekommen wenigstens nen klaren Termin oder es wird was anderes. Da wieder nix kam und uns ein E46 auf Kleinanzeigen über den Weg gelaufen ist war es dann halt so.


    Just einen Tag bevor wir den bereits angezahlten E46 abholen wollten kam dann ein Anruf. "Wann wollt ihr vorbei kommen den MX5 zu holen?" Da waren wir etwas überfahren. Letztlich haben wir aber dann nochmal direkt Kontakt aufgenommen. Kurz und knapp, es waren alle Seiten nicht super glücklich mit der Sache, aber es war sich auch keiner böse. Nun gut, E46 wir kommen...

    So sind wir dann ca. Ende November 500km in die Nähe des Nürburgring gefahren, um den E46 abzuholen.


    Das Auto war auf der Bühne und wir konnten direkt begutachten. Und schon ging es los mit der Liste:

    -Schaden vorn links der zuvor so nicht besprochen war. Aber okay, Drifter, nur platik betroffen, was soll's.

    -Auspuff vor der HA angeschnitten. Wussten wir, aber es war ein ESD versprochen der noch Ran kommen sollte.

    -Motor leider, entgegen der versprechen, deutlich Ölnass.

    -Zwei von drei Schrauben, die das Differential halten, lose.


    Hmm, schon sehr unschön. Aber: Der eingentliche Grund, aus dem Sören (mein Bruder) überhaupt dieses Auto in Betracht gezogen hatte, hat sich bestätigt. Rostfrei bis auf ein leichtes blühen am hinteren rechten Radlauf. Sehr gut.


    Oben ging es allerdings nicht besser weiter:

    -Kühler und Lüfter auf einer Seite (wo der Schaden war) komplett lose.

    -Die verbauten FK-Schalensitze in schlechtem Zustand.

    -Verbaut wäre auch eine übertreibende Beschreibung. Dazu später mehr.

    -Die Gurte an unzureichend, sowie falschen Punkten befestigt.

    Innenraum Kauf.jpg        Innenraum Kauf2.jpg


    Naja, es stand nicht gut um die Sache. Nun waren wir aber auch ne ganze Ecke gefahren und wenigstens Rostfrei war er. Nach einer sehr zähen Verhandlung haben wir uns dann doch fürs mitnehmen entschieden.


    Hier nun ein kleiner Ausschnitt aus dem Forums Post meines Bruders im GT86 Forum:



    "Bestandsaufnahme


    Naja, was soll ich sagen. Glücklich war ich am Ende nicht. Nicht wegen dem Auto, die Basis war eigentlich nie infrage gestellt. Aber einen Hals auf den Vorbesitzer (oder wer auch immer sich an dem Auto vergriffen hat) habe ich bekommen. Und was für einen!!!


    Jede, wirklich JEDE Stelle an der am Fahrzeug Veränderungen vorgenommen wurden, war eine Katastrophe. Die Hälfte der Gurtschrauben locker. Die Sitzkonsole Fahrerseite mit drei statt vier Schrauben befestigt, davon eine stumpf durch den Blechboden und eine Mutter dagegen. Die bereits erwähnten losen Schrauben Differential, die nur noch durch den Alubügel am völligen Herausfallen gehindert wurden. Gewinde von Schrauben und Differentialgehäuse entsprechend völlig ruiniert, weil alles wild in der Gegend herum geschlagen hat. Wild in der Gegend hängende Reparatur-Bremsleitungen um die Hinterachse, die in keiner Weise abgefangen waren sondern einfach auf der Achse lagen. Ich könnte noch lange weiter machen...



    Bestandsaufnahme 1.jpg


    Bestandsaufnahme 2.jpg


    Ich gebe zu, ich kann mich bei sowas schnell aufregen. Ich Versuche aber trotzdem fair zu bleiben. Dennoch, mit aller Fairness, wer so an Autos schraubt, dem gehört mindestens das Werkzeug weggenommen und eigentlich sogar eine Strafe verpasst. Auch wenn es nicht für den Straßenverkehr gedacht ist. Das ist einfach ein NoGo.


    Und den Veranstaltern, die solche Autos auf Events fahren lassen, gehört ganz klar das Handwerk gelegt. Das ein Drifter eine Shitbox ist, an der außer Fahren nix funktioniert, okay. Aber Sitze, die der gute Wille hält, Gurte die falsch angebracht und sogar lose sind, Bremsleitungen die auf der Achse umhertanzen, sorry, sowas darf durch keine technische Abnahme.


    Wo wir den Wagen geholt haben, habe ich ja geschrieben. Ihr könnt euch also denken, wo der Wagen gefahren wurde. Anhand von diversen Aufklebern und im Fahrzeug gefundenen, nicht sehr alten Parkausweisen war auch klar, das es wirklich so gewesen sein muss. Nun, ich weiß dann zumindest wo ich keine Events buchen werde. 🫣"


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    Wie ihr den Bildern entnehmen könnt ging es auch sofort ans zerlegen. Die ersten Arbeiten wurden noch am gleichen Abend begonnen. In den nächsten zwei Tagen kümmerte sich einer darum den Innenraum weiter auszuräumen, einer darum die Bremse zu zerlegen, einer die Hinterachse freizulegen.


    Dazu hatten wir großes Glück und bekamen von einem Bekannten aufgrund eines Instagram-Bildes die Nachricht, das er gerade einen E46 Touring gleicher Farbe zerlegt. Also haben wir mit einem weiteren Kollegen eine neue Frontstoßstange, Motorhaube, ein reserve Differential, jedemenge Platikteile für die Front, einen Ausgleichsbehälter und noch ne Menge Kleinkram für 150€ einkassiert.


    Außerdem war auch der Motor identisch und so haben wir uns gleich noch einen kompletten Reserve-Motor samt Getriebe gesichert.


    Der BMW bekam direkt die neuen Teile verpasst. Der Kühlkreis musste sowieso geöffnet werden, da der Innenraumwärmetauscher, wie es sich für einen Drifter gehört, totgelegt wurde.


    Am Ende war die Front quasi neuwertig. Alles gerichtet. Auch der Kühler und Lüfter war nicht wie befürchtet durch den Frontschaden defekt, sondern derjenige, der sich daran versucht hatte, war einfach nur zu dämlich (sorry, ich muss das so deutlich sagen) es richtig zusammen zu bauen.


    Im Rahmen der Aktion wurde auch gleich alles entfernt, was vor der Stehwand mit der Klimaanlage zu tun hatte. Geplant war dann auch eine neue Ventildeckeldichtung, die als Quelle des Ölverlust ganz oben auf der Liste stand. Ein typisches Problem der 6-Zylinder dieser Baureihen.


    Nach dem Entfernen der Hinterachse war dann schnell klar, das der Achsträger selbst zwar ziemlich rostig war, allerdings die Karosserie sehr gut da stand. Nach dem sehr hässlichen entfernen der Unterboden-Konservierungsmasse (oder wie man das nennen will, was BMW da drauf gekippt hat) war auch klar, das das bekannte Problem der gerissenen Hinterachsaufnahmen bei diesem Fahrzeug nur an einer Aufnahme und nur mit einem etwa 5cm langen Riss vorhanden war. (Das klingt jetzt vielleicht schlimm, aber wenn man mal gesehen hat wie die Aufnahmen bei vielen E36 und E46 mit der Laufleistung so aussehen, der weiß das es quasi fast nichts ist.)


    Wo das hin führt sollte klar sein: Hinterachsverstärkung einschweißen. Dazu wurde schon ein Satz Bleche bestellt. Allerdings muss ich klar sagen, das wir so gar keinen Bock auf die Nummer hatten. Gleich gar nicht auf dem Rücken liegend unter einem Auto auf Böcken. Aber naja, was macht man nicht alles....


    Neuteile 1.jpg


    Hier zu sehen, sind die ersten Teile die wir uns dann geholt haben, um direkt starten zu können. Danke an Sören, der da die Planung komplett übernommen hat und von uns allen auch die meiste Erfahrung hat. Vieles was ich hier schreibe basiert auf seinem Forumspost, ich habe nur gefährliches Halbwissen.

    Was musste also direkt gemacht werden:

    - Bremssättel mussten gangbar gemacht werden

    - die Bremsleitungen mussten getauscht werden
    - Ventildeckeldichtung ersetzen
    - Front richten und ggf. beschädigte Teile ersetzen
    - Sitzbefestigung komplett überarbeiten
    - Gurte ordentlich montieren
    - Differential ordentlich befestigen.

    Dann ging es darum, es wirklich zu einem Drifter zu machen, was bis zu dem Zeitpunkt einfach nur herzlos vom Vorbesitzer und dumm gelöst wurde:

    - Wärmetauscher für die Innenraumheizung aus dem Kühlkreis raus nehmen
    - alles aus dem Innenraum entfernen was keine Miete zahlt (bislang war nur die Rückbank und die Kofferraumverkleidung entfernt)
    - angemessenes Fahrewerk einbauen (wenn auch auf Budget, es sollte ja eigentlich so billig wie möglich werden)
    - Lenkwinkel
    - Kotflügel vorne ziehen oder umbauen um für den Lenkwinkel Platz zu schaffen

    - Hinterachsaufnahmen verstärken und Buchsen sowie die Achse überarbeiten
    - Sturzverstellung hinten einbauen
    - Bash-Bar mit Wagenheberaufnahme hinten
    - Umbau auf Stehbolzen für angenehmen Radwechsel auf den Events

  • Wie ich bereits in der Liste geschrieben habe, war die Grundidee, das Projekt für alle Beteiligten so billig wie möglich zu halten, ohne Qualität zu verlieren. Jetzt war aber die große Frage:


    Wie weit gehen wir was Style angeht?


    Wir haben uns entschieden für:


    - Satz schicke Felgen

    - Widebody vorn und hinten

    - so aufbauen, dass es nicht wie eine komplette Shitbox aussieht, sondern vielleicht wie ein ernsthafter Drifter, mit leichtem Leistungsdefizit durch den B22 der drinn war.


    Um auf das Problem des Wärmetauschers zu kommen:


    Wer sich etwas im Drift Bereich auskennt, weiß warum das gemacht wird. Für die anderen hier eine kleine Beschreibung was passieren kann:


    Beim Driften geht es heiß her zu, der Motor läuft sehr oft am Limiter, bekommt kaum Kühlung und dadurch kommt es zu sehr hohen Temperaturen bei der Kühlmittelflüssigkeit jenseits der 100°C Marke. Dazu ist ein Versagen der Zylinderkopfdichtung nicht unerheblich. Die Folge kann ein plötzlicher enormer Anstieg des Drucks im Kühlsystem sein, wenn Brennraumdruck durch die Defekte Dichtung in den Kühlkreis gelangt. Der Druck sucht sich dann natürlich einen Weg. Das schwächste Glied ist dann meist der Kühler oder der Wärmetauscher. Das ist dann also eine 50/50 Chance, dass es der Wärmetauscher wird. Wenn das passiert, tritt überhitztes Kühlwasser aus dem System aus und wird unter atmosphärischen Druck sofort zu Dampf, welches in die Innenraumlüftung geschossen wird. Der heiße Dampf schießt dann zusammen mit immer noch knapp 100°C warmen Wasser aus den Lüftungsschlitzen und den Insassen ins Gesicht und über sämtliche Körperteile. Sozusagen einmal Hummer-Topf zum mitnehmen. Viele Veranstalter haben diesen "Umbau" mittlerweile mit ins Regelwerk übernommen, da es nicht selten passiert und mega gefährlich ist.


    Nächster Punkt:


    Die Hinterachse. Bei den BMW Baureihen ist das ja leider ein verbreitetes Problem. Die in der Karosserie eingeschweißt und eingeklebten Knotenbleche können über die Zeit den wechselnden Beanspruchungen nicht stand halten. Irgendwann lösen sich Schweißpunkte und Risse bilden sich. Das ganze bleibt unter der tollen Unterbodenkonservierungsmasse oft lange Zeit unentdeckt. Daher den Bereich schön frei machen und das ganze beobachten und die beschädigten Stellen nachschweißen. Dazu Verstärkungsbleche aufschweißen oder kleben (ja, mittlerweile gibt es da Lösungen um es zu kleben).



    Hinterachse 1.jpg



    Verstärkungsbleche 1.jpg


    Ich habe hier mal ein Bild der Verstärkungsbleche eingefügt, welche wir von einem polnischen Hersteller erworben haben, diese waren so günstig, dass es sich nicht gelohnt hätte, sich selbst damit zu beschäftigen.


    Vor dem Schweißen sieht das ganze dann so aus:


    Vor Schweißen 1.jpg


    Vor Schweißen 2.jpg


    Nach dem abschleifen wurde dann alles mit Schweißprimer vorbehandelt, um der Korrosion vorzubeugen. Die Schweißposition, die Sören einnehmen musste, war wirklich klasse wie im nachfolgenden Bild gesehen werden kann:


    Schweißen 1.jpg


    Es hält auf jeden Fall und wir haben uns auch gedacht: Solange es gut hält und das tut, was es soll, passt es. Irgendwann muss man die Kirche ja im Dorf lassen und es wird ja auch keine Restauration oder ein Formel-Rennwagen.


    Dank dem Umstand, dass die Ecken und Kanten der Karosseriebleche praktisch unmöglich vollständig zu reinigen sind, kommt es zu den unmöglichsten Schweißpositionen in Kombination mit teils gigantischen Schweißspalten. Um die Worte meines Bruders zu nutzen: "Meine Arme sahen nach dem Schweißen der äußersten Ecken der Zugstrebenaufnahme aus, als hätte ich ein sehr intensives Drogenproblem."


    Nach dem Gekrabbel wurde dann alles mit Rostumwandler (vorsorglich, falls hinter irgendeinem Falz noch was ist), Rostschutzprimer, Karroseriedichtmasse und Unterbodenschutz behandelt. Die Achse selbst bekam, abgesehen von der Dichtmasse, die gleiche Behandlung. Zumindest alle Teile, die angebräunt aussahen.


    Integriert in die ganzen Arbeitsschritte waren dann natürlich Dinge wie Buchsen umpressen oder untere Querlenker komplett gegen Sturzstreben tauschen.


    Am Ende sah das ganze dann etwas so aus:


    Hinterachse 2.jpg


    Hinterachse 3.jpg


    Nächste Episode: Die FlyOff. (Das richten der Front am E46 erspare ich euch mal. Das ist wohl nicht das unbedingt interessanteste. Sagen wir es war etwas kaputt und ziemlich sch**** zusammengebaut und jetzt ist es wieder ganz. 😅)


    Ein Drifter braucht eine FlyOff, soviel steht mal fest. Falls wer nicht weiß, was das ist: Im allgemeinen versteht man darunter eine Hydraulische Handbremse die nicht, wie die Feststellbremse, auf über Seile betätigt wird und entweder auf einen Satz Backen einer innenliegenden Trommel oder, bei manchen Fahrzeugen, über eine Mechanik im Bremssattel auf die Scheibe wirkt, sondern eben hydraulisch betätigt wird, wie die normale Betriebsbremse.


    Es gibt dabei verschiedenste Ausführungen. Ältere Drift-Fahrzeuge im Low-Budget Bereich, die noch ein Einkreissystem mit T-Stück für die Verteilung auf der Hinterachse haben, nutzen oft einen in die Leitung zwischen geklemmten Geberzylindern, der über einen Handhebel Betätigt wird. Das lässt sich einfach bauen und kostet nicht die Welt. Wird nur die Betriebsbremse (Fußbremse) betätigt geht der Bremsdruck einfach durch den Geber der FlyOff hindurch und betätigt normal die Hinterradbremse. Zieht man hingegen an der FlyOff wird durch die Bewegung des Kolben der Teil des Bremskreises der nach hinten geht abgetrennt und durch den Geber dann dort ein Druck aufgebaut, der nur auf die Hinterachse wirkt.


    Auch bei Fahrzeugen mit ABS/ESP, die ein diagonales Zweikreis-System haben (wie heute üblich, so ca. seit 2000 wird alles so gebaut) werden oft die hinteren zwei Leitungen zusammengefasst, um möglichst günstig zu bauen.


    Im Pro-Drift Bereich wird häufig auf zwei zusätzliche Sättel an der Hinterachse zurück gegriffen. Die werden mit einem extra Halter auf die bestehenden Bremsscheibe montiert. Auch dort gibt es dann den Geberzylindern mit Handbetätigung, der allerdings nicht in die bestehende Bremsleitung eingeschliffen ist sondern ein separates Reservoir für die Bremsflüssigkeit dieses zusätzlichen Bremskreises trägt.


    Das mal zu den üblichen Optionen. Jetzt ist bei uns die Situation in so fern speziell, das es sich zum einen um ein Einsteiger-Fahrzeug handelt, das auch als Trainer laufen soll. Von daher ist der Wunsch, wenigstens optional, ein funktionierendes ABS zu haben. Die günstigen Optionen, einen zweiten Sattel anzubauen, bedingen aber einen Entfall des ABS Sensor.


    Als passende Lösung für die gegebenen Voraussetzungen haben wir uns daher für eine 2-Kreis FlyOff entschieden. Das bedeutet im Grunde nicht mehr, als das in der Mechanik der FlyOff zwei Geberzylindern verbaut sind, die parallel angeordnet vom gleichen Hebel bedient werden. Die rechte und die linke Bremsleitung werden durch je einen Geber "durchgeschliffen" und betätigen dann die jeweils rechte und linke hintere Bremse. So bleiben die Bremskreise getrennt und somit das ABS (und wenn man will auch das ESP) funktional. Da kein zusätzlicher Sattel benötigt wird, kann so auch der hintere ABS Sensor erhalten werden.


    Um das ganze zu realisieren wurden die originalen Bremsleitung, die im Bereich Hinterachse ja eh vom Vorbesitzer schrecklich verhunzt wurden, durch zwei neu geschaffene Löcher im Unterboden etwa auf Höhe Fahrersitz nach innen verlegt. Nachdem diese dann von den originalen Biegungen befreit (also in mühsamer Handarbeit zurückgebogen) wurden, ist eine neue Verlegung mit Biegungen an den passenden Stellen entstanden. Zuvor wurde die FlyOff-Einheit mit einer freihand gezauberten Adapterplatte an die Stelle des ersatzlos gestrichenen Airbag Steuergerätes montiert.


    FlyOff 1.jpg


    Anschließend waren natürlich neue Leitungen bis zur Hinterachse zu erstellen. Diese haben wir mittig nach hinten durch den Innenraum bis zu dem Bereich genau Oberhalb der Hinterachse geführt. Dort biegen die Leitungen nach links und rechts ab, um dann jeweils durch ein bereits serienmäßig vorhandenes Loch unter das Auto zu gehen. Diese Öffnung befindet sich unweit des Halters für den hinteren Bremsschlauch und ist damit prädestiniert für das durchführen der Leitung.


    FlyOff 2.jpg


    Man sieht hier, das es ein Gruppen-Projekt ist, an dem auch gelernt wird. Die Leitung zur Fahrerseite hat den einen Bogen irgendwie nicht ganz getroffen. 😅


    Nachteil dieser Version ist, das sie Recht breit ist und damit ein verbauen an den üblichen stellen (Nähe Schalthebel) nicht so richtig funktioniert. Um das zu umgehen musste ein Plan her.


    Die Lösung ist im Grunde simpel: Man erdenke einen Lagerbock, in dem eine Welle mit einem Langen Handhebel und einem kurzen "Koppel-Hebel" läuft. An letzterem montiere man eine Koppelstange, die die Bewegung auf den existierenden Hebel der nun deutlich weiter hinten montierten FlyOff-Einheit überträgt. Der "alte" Hebel kann dann entsprechend gekürzt werden.


    FlyOff 3.jpg


    Der Lagerbock und die Welle mit Hebeln ist wieder mal von der CNC Lasermaschine gefallen, nachdem sie aus Sörens Kopf ins CAD überführt wurde. Installiert schaut das dann so aus.


    FlyOff 4.jpg


    FlyOff 5.jpg


  • Weiter im Plan ging es dann mit unserem hoch interessanten, nagelneuen Fahrwerk. Dieses ist eine Ausführung mit doppelter Höhenverstellung (also Höhenunabhängiger Federvorspannung), einstellbarer Zugstufe und verfügt ringsum über Uniball-Domlager, welche außerdem auf der Vorderachse eine Sturzverstellung ermöglichen. Für das gesamte Paket hat der Anbieter den astronomischen Preis von 260€ plus 6€ Versand aufgerufen. 🤯


    Das Fahrwerk hört auf den eingänglichen Namen BFO. Was das bedeuten soll konnten wir nicht herausfinden. Wir nehmen an es muss irgendsowas wie "Billo-Fahrwerk-Original" heißen. Fakt ist, das es baugleich mit den unter dem Label "maxspeedingrods" verkauften Fahrwerken ist. Diese sind im Drift-Bereich bei der BMW-Fraktion sehr verbreitet und erfreuen sich dort eines guten Rufes als "Budget-Fahrwerk".

    Domlager 1.jpg


    Fahrwerk 1.jpg


    Auch Papiere hat das Fahrwerk natürlich keine. Nicht Mal eine Dokumentation. Also für vollkommene Neulinge was Fahrwerk einbauen und einstellen angeht sicher nicht geeignet. Das Fahrwerk läuft bis heute ohne Probleme. Wir mussten einmal nachziehen, das aber erst nach einer Saison Nutzung.


    Jetzt kommt das Thema Sitze. Ich hatte ja schon früher erwähnt, das die Befestigung der FK-Sitze, die mit dem Auto kamen, sagen wir mal "kreativ" war. Eigentlich kann man's so gar nicht sagen. Es war eher irgendwo zwischen katastrophal dumm und lebensgefährlich. Wild zurecht gebogene, klemmende Sitzschienen. Konsolen Fehlanzeige. Einfach in den Wagenboden verschraubt. Jede zweite Schraube locker. Die Gurte auch nicht besser. Falsche Befestigungspunkte, defekte Automaten, lockere Schrauben und falsches Befestigungsmaterial. Zig ruinierte Gewinde. Ein Fest der Katastrophen.


    Nachdem wir erstmal alles aus dem Fahrzeug entfernt hatten haben wir einen Versuch gestartet die vorhandenen Sitzschienen irgendwie so zu modifizieren das sie nochmal einsetzbar sind. Es hat sich aber schnell heraus gestellt, dass das ein unsinniges Unterfangen war. Die Schienen waren auf einem stabilen Untergestell gar nicht mehr in der Lage sich zu bewegen, da dann die Seite zum Sitz hin klemmte.


    Zumindest konnten wir den Sitz einmal in einer stabilen und sinnvollen Position probehalber einbauen. Dieser Test hat uns aber auch endgültig davon überzeugt, dass diese Sitze einfach nur Schrott sind und vermutlich nicht Mal die Prüfung für einen Bürostuhl bestehen würden.


    An der Stelle war guter Rat teuer. Im wahrsten Sinne des Wortes. Günstige Sitze gebraucht zu kaufen ist fast unmöglich. Entweder abgerockt ohne Ende, billiger Schrott oder eben zu teuer. Daher viel dann die Entscheidung einen günstigen FIA-zugelassenen Sitz beim Motorsportbedarf (Schlüter Motorsport Shop) zu ordern. Wir haben mich da für das günstigste Modell, den Beltenick RST600 in Größe L entschieden. Da die Gurte auch nicht wirklich zu retten waren, gab es auch da FIA 6-Punkt Gurte. Und hier wurde dann auch die bisher provisorische Design-Idee in Stein gemeißelt.


    Sitz 1.jpg


    Etwa das war der Punkt, als klar wurde, das aus dem Projekt doch mehr als die "Budget-Shitbox" wird.


    Um den Budget-Gedanke wenigstens nicht ganz über Bord zu werfen, wurden zumindest die Sitzkonsolen und L-Adapter selbst designt und bei unserer üblichen Blechteil-Quelle hergestellt. (Zusammen mit den Teilen für die FlyOff natürlich)



    Beim Einbau haben wir dann alles etwas anders zusammen gesetzt als der Entwurf vorsah, weil mein Bruder zwei Schraubenköpfe die störten übersehen hat. Das war aber nicht weiter schlimm. Im Grunde ist die Konsole einfach andersrum eingebaut als geplant und der Sitz damit ca. 2cm weiter hinten als vorgesehen. Da die Sitzschienen reichlich Weg haben, ist das kein Problem.


    Sitz 2.jpg


    Die L-Adapter sind so ausgeführt, dass sie der Außermittigen originalen Sitzposition im E46 entgegenwirken und die Mitte um 50mm (verstellbar +/- 20mm) zum Mitteltunnel verlegen. Leider ergab sich hier noch ein weiteres Problem. Die Ingenieure bei BMW haben den relativ schmalen Tunnel zu beiden Seiten mit ca. 3-4cm Dämmung, Luft und sonstigem Kram versehen. Dazu kommt, dass der Bereich der Mittelkonsole um den Schalthebel ein Teil mit dem Armaturenbrett ist. Damit lässt sich der Sitz schon durch die entstehende Kollision nicht ganz mittig verbauen und wir mussten die 20mm Spiel ganz vom Tunnel weg ausnutzen, um den Sitz so einzubauen, dass er weit genug nach vorn geht, um kleinere Fahrer aufzunehmen.


    Wie wir damit weiter umgehen musste sich zu dem Zeitpunkt noch zeigen. Zu dem Zeitpunkt konnten wir uns mit dem Gedanke, das Armaturenbrett zu zerschneiden und den restlichen Teppich zu entfernen noch nicht anfreunden. Es war aber nicht ausgeschlossen, das das nicht passiert. Denn einer unserer Teammitglieder ist ein stämmiger Bursche und obwohl wir den den Sitz in L-Größe gewählt haben, hat er keine Chance sich hinein zu quetschen. Entsprechend ist nun noch ein weiterer Sitz, diesmal ein RST900, in XL unterwegs. Der RST600 wurde auf die Beifahrerseite verpflanzt.


    Eine "Zauberei" ist die Anbringung der Schrittgurte. Da diese sich fast nur bei ausgebautem Sitz verstellen lassen, was aber bei einem Fahrzeug für mindestens fünf verschiedene Fahrer mit einer Gewichtsspanne von ca. 60 bis 120kg und Größenunterschieden von ca. 1.75-1.95m keine Option ist. Wir haben uns daher entschieden, auf der Fahrerseite den Schrittgurt über eine Strebe an die L-Adapter anzubinden, womit der Schrittgurt mit dem Sitz verfährt. Die teils trotzdem aufgrund der verschiedenen Anatomie nötige Längenanpassung erfolgt dann über die Sitzpolsterung.


    Sitz 3.jpg


    Optisch wurde es langsam das, was wir uns überlegt hatten. Ich weiß, es ist ungewöhnlich. Aber das ist ein Drifter. Hier muss es einfach etwas knallen und eine super aufwendige Gestaltung mit einer vollen Digital-Druck-Folie ist nicht drinn. Wir mussten halt etwas mit dem Arbeiten, was die Basis hergab.


    Mal noch eine kleine Auflistung, was bisher passiert ist:


    -Bremse vorn servitiert

    -Bremse hinten servitiert und neue Sättel

    -alle Bremsschläuche neu

    -Handbremse neue Nachsteller, Betätiger und Beläge

    -2-Kreis FlyOff inklusive Umlenkung für verlängerten Hebel verbaut

    -Bremsleitungen für FlyOff verlegt/neu gebaut

    -Ventildeckeldichtung erneuert

    -Zündkerzen neu

    -alle Filter neu

    -Sitzkonsolen angefertigt und verbaut

    -neue Vollschalensitze Beltenick RST900 (Fahrer) und RST600 (Beifahrer)

    -neue Beltenick 6-Punkt FIA-Tourenwagen Gurte in 70mm

    -neue Custom-Abgasanlage 63,5mm mit einem Absorber Dämpfer (db Killer optional)

    -neues BFO/maxspeedingrods Gewindefahrwerk mit Uniball Domlager und Härteverstellung

    -Sturzstreben hinten

    -Hinterachsaufnahmen mit Einschweißblechen verstärkt und versiegelt

    -Hinterachträger überholt und in PU gelagert

    -Bash-Bar mit Jack Point hinten

    -neue, angepasste Radträger und Querlenker vorn für mindestens 72° Lenkwinkel und Ackermann- und Rollzentrums-Korrektur

    -Querlenker vorn in PU gelagert, alle Gelenke neu

    -neue, verlängerte Axial-Gelenke

    -59° North Felgen in 9.5x18"ET20

    -Innenraum bis Armaturenbrett leergeräumt

    -Airbags und Steuergeräte entfernt

    -Klimaanlage entfernt (außer Wärmetauscher)

    -Heizungs-Wärmetauscher totgelegt

    -Sekundärluftpumpe entfernt