Projekt Hinterachse - Hardmode
Ende Juli war es endlich so weit, nach monatelanger Vorbereitung und Teile sowie Werkzeug zusammenkaufen ging es los. In der Scheune bei meinen Eltern gab es ein trockenes Plätzchen mit semi-geradem Betonboden. Schon das Aufbocken war ziemlich schwierig, weil der Wagenheber einfach nicht genug Power hatte, um es am Achsträger anzuheben und weil das Auto vorne auch mit hoch ging, als ich es an den Längsträgern angehoben habe... Irgendwie habe ich es dann hinbekommen. Das Auto stand allerdings nur auf der ersten Stufe der Böcke, also gerade genug Platz um sich darunter zu legen.
Empfehlungen: Gescheiten Wagenheber kaufen, Auto so hoch wie nur geht anheben oder eine Hebebühne benutzen.
Unterboden-Vorher.jpg
Das Auseinanderbauen war ziemlich aufwendig, weil die meisten Schrauben/Muttern relativ verrostet waren, teilweise auch weggegammelt sind und festgerostet waren. Viel Geduld und Rostlöser, Schlagschrauber, Hammer, lange Hebel und die Flex haben aber letztlich alles hingekriegt. Hat nur sehr viel Zeit gekostet und alles viel schwerer gemacht als es sein sollte.
Einige Opfer und Überraschungen gab es auch beim Auseinanderbauen: Eine Feder war ganz unten am Teller gebrochen, diverse Schrauben/Muttern mussten ersetzt werden, die Staubkappe der Antriebswelle wurde angeflext beim Abtrennen einer Antriebswellenschraube, das Diff war an beiden Wellendichtringen zur Antriebswelle undicht, alle Teile & Lager waren noch die ersten vom Werk (außer die Stoßdämpfer und Bremsleitungen), meine Handykamera ist zwischendurch kaputt gegangen durch Einwirkung meines Körpers und insgesamt gab es mehr einzelne Roststellen als gedacht (diese waren dafür aber nicht schlimm außer eine).
Empfehlungen: Mehr Zeit und Geld einplanen als gedacht 
 Besonders viel Rost fand ich an: Stehbolzen, Falzen, Schweißpunkten, Schraub-Aufnahmen, Haltern & der Ersatzradmulde insgesamt.
Für die Fraktion "nur ein paar Bläschen" 
 außen vs. innen:
Rost-außen.jpgRost-innen.jpg
Nachdem also alles ausgebaut war, ging der etwas schönere Teil los. Nämlich das Aufbereiten. Dabei war meine Vorgehensweise immer gleich:
1. Rost lokalisieren
Roststelle1.jpg
2. Mit Drahtbürstenaufsatz für die Bohrmaschine bis aufs Metall abschleifen und erschrecken, dass viel mehr Rost unter dem Gummischutz ist als gedacht:
Roststelle2.jpg
3. Zwei dichte Schichten Brunox auftragen (oben schon frisch die erste Schicht drauf, beginnt direkt lila/schwarz zu werden).
4. Hammerite als Decklack drauf (2 Schichten):
Roststelle3.jpg
5. Seilfett in 1-2 Schichten als finale Versiegelung von allem (mit UBS-Pistole aufgetragen):
Roststelle4.jpg
(hier frisch aufgetragen, daher schön fettig glänzend braun, später sieht es ganz anders aus. Siehe weitere Bilder)
Und das eben mit allen Roststellen und allen Teilen... Dazu noch neue Lager aus- und einpressen. Für die Tonnenlager kam hier die Feuermethode zum Einsatz, frei nach Han's Garage (YouTube). Die anderen Lager konnte ich mit Hilfe meines Vaters sowie mit Gewindestangen/Muttern aus dem Baumarkt, Aufsätzen aus dem China-Werkzeug, einem Bunsenbrenner und einem Vorschlaghammer zum Abdanken überreden. Radlager gingen interessanterweise am einfachsten. Die Längslenkerlager (Silentlager) waren leider gar nicht machbar aufgrund festgerosteter Schrauben, hier muss doch eine Werkstatt ran (Materialien habe ich ja).
Empfehlung: Kein Billigwerkzeug für die Gummilager verwenden! Das BGS Radlagerset ist dagegen sowohl günstig als auch relativ robust gewesen. Das China-Silentlagerwerkzeug war dagegen für die Tonne. Ein China-Trennmesser für das Abziehen des inneren Radlagerrings war dagegen wieder super, auch das billige BGS/Kraftmann Antriebswellenausdrückset war gut...
Unterboden-Nachher.jpg
Ich könnte noch stundenlang über die Aktion schreiben, insgesamt hat es knapp drei Wochen gedauert (ursprünglich hatte ich 10-14 Tage eingeplant). Ohne tatkräftige Unterstützung meines Vaters wäre es auch nichts geworden, da mir persönlich für die "groben" Sachen einfach die Kraft fehlt 
Einige Sachen habe ich auch gemacht einfach weil man so gut rankommt wenn alles draußen ist (z.B. ABS-Sensoren).
Zusammenfassung, was alles gemacht wurde:
-Komplette HA aus- und wieder einbauen (Einzelteile)
-Radlager ersetzen (FAG)
-Ankerbleche ersetzen
-Handbremse ersetzen
-Neue ABS-Sensoren (vorsorglich, BOSCH)
-4x neue Querlenkerlager in den Achsschenkeln (Lemförder/Meyle)
-Alle Lager des HA-Trägers (Lemförder/Meyle HD)
-Teile entrosten & aufbereiten (HA-Träger, Versteifungsstreben & Schutzblech, Antriebswellen, Achsschenkel, Stabi, Lagerböcke)
-Unterboden/Karosserie entrosten, aufbereiten & versiegeln
-Stabi-Lager (Moog), Pendelstützen (Lemförder) & Halter neu
-2x Federn Eibach-Serienersatz für SFA
-2x Differential Wellendichtringe zu Antriebswellen (Corteco)
-1x Antriebswelle Staubkappe & Manschette innen (FAG)
-unzählige Schrauben, Muttern, Nieten, etc.
Was noch fehlt:
-Längslenkerlager
-Fahrwerksvermessung
-TÜV
-2x Stoßdämpfer neu (der Vorbesitzer hatte irgendwann mal zwei unterschiedliche Marken verbaut, einer davon ist "ausgenudelt")
Im nächsten Post kommen auch noch einige Vorher-Nachher-Bilder 