Moin zusammen,
schon wieder ist ganz schön viel Zeit seit dem letzten Update vergangen...
Für den interessierten Leser hier eine kleine Zusammenfassung der letzten Wochen:
Der defekte M54 wurde bist auf die letzte Schraube zerlegt. Leider hat sich keine eineindeutige Schadensursache gezeigt. Brennräume, Kolbenoberfläche & Ventile haben keine Anzeichen zu heißer Verbrennung oder von Klopfern gezeigt. Die Einspritzventile waren auch unauffällig - gehen jetzt aber nochmal zur Überprüfung bzgl. Durchflussmengen. Was ist uns aufgefallen? Die Auslassventile haben allesamt sehr harte, dicke Ablagerungen auf dem Teller und alle Kolbenringe sind mit ordentlich Ölkohle zugesetzt.
IMG_1788.jpg
IMG_1850.jpg
PIWM5821.jpg
Zum Schaden: Wie vermutet, ist der Kolben vom 2. Zylinder durchgeglüht. Es sieht so aus, dass Schadensausgangsort entweder der 2. Kolbenring oder der Ölabstreifring war. So "bescheiden" wie die Konstruktion des Ölabstreifringes ist, haben wir den sogar mehr im Verdacht.
Leider hat der 2. Zylinder mächtig gelitten. Auf der Auslassseite ist einiges als Aluminium abgelagert und leider fehlt auch ein kleines Stückzylinderwand. Somit bleibt es aber auch bei der Ersteinschätzung - Den Motor zu richten ist nicht wirtschaftlich.
IMG_1867.jpg
IMG_1874.jpg
IMG_1889.jpg
Zum Glück habe ich für kleines Geld einen M52B28TU gefunden. "Ready to run" war dieser Motor jedoch auch nicht - hatte ich für den Preis aber auch nicht erwartet. Lauf Verkäufer soll der Motor ca. 230 tkm auf der Uhr haben und vieles deutet darauf hin, dass das stimmen kann. Bei der Zerlegung haben wir aber auch ein paar interessante Sachen gefunden.
1. Der Motor lief einige Zeit mit dem falschen oder zu altem Öl. Besonders am Ventildeckel bzw. rund um den Ventiltrieb waren dicke schmoddrige und auch hartnäckige Ablagerungen.
2. Die Steuerketten wurden schon mal ersetzt - leider nicht erfolgreich, denn die Steuerzeiten haben überhaupt nicht gepasst und die Auslassventile vom Zylinder 2 waren krumm. Leider wurden Ketten und Spanner ohne irgendeine Herstellerkennung verbaut - somit wird das nicht weiter verwendet.
3. Haupt- & Pleuellager zeigen deutliche spuren von altem/schlechten Öl
4. RWDR auf der Abtriebsseite ist mächtig auf der Kurbelwelle eingelaufen 
5. Die Beschichtung der Kolbenbolzen ist vor allem auf der Auslassseite stark abgenutzt.
6. Nockenwellen zeigen an den Lagerstellen deutliche Spuren von schlechter Schmierung.
Wie ging bzw. wie geht es weiter?
Aus den beiden Motoren wird nun Einer werden.
Zunächst habe ich den besseren der beiden Zylinderköpfe komplett zerlegt und anschließend Block, Ölwanne & -pumpen, Zylinderkopf, Stirndeckel, Kolben, Pleuel und co. intensiv gewaschen. Trotz der Nutzung eines Teilereinigers und Industriewaschmaschine war das echt eine zähe Arbeit.
Block und Kopf sind zum Glück plan 
IMG_2336.jpg
Die Ölpumpen habe ich zerlegt und die "bessere" wird weiter verwendet. Für das leidige Thema der Verschraubung vom Kettenrad gibt es ne Mutter mit Mikroverkapselung.
Die Auslassventile habe ich an der Ständerbohrmaschine von ihren Ablagerungen befreit und die Einlassventile gewaschen und geputzt. Die Ventilfedern wurden nach dem Waschen vermessen und sortiert. Für den Wiederaufbau kommen nur die "kräftigsten" zum Einsatz. Interessanter Weise gab es bei den 48 getesteten Ventilfedern nur 1 die richtig n.i.O war (Abweichung >>5%) und 1 weitere die grenzwertig i.O war. Alle anderen lagen gut beieinander.
Die geputzten Ventile habe ich dann wieder eingeschliffen und im Anschluss den Zylinderkopf mit neuen Ventilschaftdichtungen und unterlegten Ventilfedern montiert. Auf der Einlassseite gab es 1,5 mm Passscheiben unter der Feder, auf der Auslassseite 2 mm. Das sollte sehr genau so passen und gut 10% mehr Schließkraft bringen.
IMG_2362.jpg
Die geschmiedete Kurbelwelle vom B28 ist an ihren Lagerstellen tip top. Das Hauptlagerspiel haben wir mit Plastigauge vermessen - liegt gleichmäßg zwischen 0,04 und 0,05 mm.
Die Kolben hab ich nach der Reinigung zur Firma Kexel geschickt damit die Kolbenhemden neu beschichtet werden. Im gleichen Zuge wurden die Kolbenbolzen DLC beschichtet - hat sich einfach angeboten.
Als Pleuellager werden Glyco Schalen verwendet - die oberen als Sputter-Ausführung.
Die Hauptlagerschrauben werden durch 12.9er in 100 mm Länge ersetzt und die Zylinderkopfschrauben werden durch Berg Stehbolzen ersetzt. Damit wird der Motor "instandsetzungsfähiger".
Als ZKD wird eine Cometic MLS mit 1,78 mm Stärke zum Einsatz kommen. Damit sollte die Verdichtung bei 9,3:1 landen.
Bei den Nockenwellen bleibt es bei der Standardauslasswelle (verdreht um 6 °) und der Einlasswelle vom M54B30.
IMG_2622.jpg
IMG_2620.jpg
Am Wochenende werden nun die Kolben-Pleuel-Baugruppen wieder in den Block montiert. Weiter geht es dann erst wenn die ZKD und die Stehbolzen geliefert sind.